Olaf Gulbransson

Olaf Gulbransson  1873-1958

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Den Hörbeitrag "Kraftkerl mit spitzer Feder", der erstmals 2018 im BR ausgestrahlt und im Julli 2022 wiederholt wurde,

können Sie hier nachhören.

1873
Am 26. Mai wird Olaf Gulbransson als Olaf Leonhard Gulbrandsen in Christiania (heute: Oslo) als Sohn des Buchdruckers Edvard Gulbrandsen (1840-1925) und seiner Frau Olava Caspersdatter (1844-1914) geboren.

1885-93
Besuch der königlich-norwegischen Kunst- und Handwerksschule in Christiania.

1890
Erste Veröffentlichung seiner Karikaturen in norwegischen Satire- Zeitschriften wie "Pluk" , "Tyrihans", "Trangviksposten", "Paletten", "Fluesoppen".

Buchillustrationen mit Schriftstellerporträts, u.a. von Knut Hamsun für norwegische Autor:innen wie Carl Georg Naerup, Nicolai Hansen, Elias Kraemer, M.B. Landstad und Lucie Wolf.

1896
Gründung der Satirezeitschrift „Simplicissimus“ durch Albert Langen in München.

1897
Am 27. Juli Hochzeit mit Inga Liggern (1875-1955), die aus einem großen Gutshof bei Øyungen in Oslo stammt. 1898 wird die erste Tochter Liv (1898-1953), 1901 die Tochter Inga Lisa (1901-1986) geboren.

1899
Erste Ausstellung in Christiania (Ausstellungsinstitution unbekannt) mit Porträtkarikaturen, die großen Anklang finden.

1900
Auf Einladung von Oda Krogh (1860-1935), der Frau des norwegischen Genremalers Christian Krogh (1852-1925), reist Gulbransson nach Paris. Studium an der privaten und als progressiv geltenden Akadémie Colarossi, Ausstellung und Auszeichnung.

1901
Erste Buchveröffentlichung in Norwegen „24 Karikaturen von Olaf Gulbransson“.

1902
Auf Empfehlung des norwegischen Dichters und Literaturnobelpreisträgers Björnstjerne Björnson (1832-1910) holt Albert Langen (1869-1909), Verleger und Gründer der Zeitschrift „Simplicissimus“, Gulbransson nach München. In den kommenden 42 Jahren erscheinen im "Simplicissimus über 2400 Zeichnungen von ihm.

1905
Im Verlag von Albert Langen erscheint der Band "Berühmte Zeitgenossen" mit 31 Porträtzeichnungen (u.a. Franz von Lenbach, Franz von Stuck, Friedrich August von Kaulbach) aus den Jahren 1903-1905. 

1906
Gulbransson beantragt und erhält die bayerische Staatsangehörigkeit.

Scheidung von der ersten Ehefrau, nachdem er bei die Langen die österreichische Schriftstellerin Grete Jehly (1882-1934), Tochter des Landschaftsmalers Jakob Jehly aus Bludenz in Vorarlberg und dessen Frau Vanda, geborene Freiin von Poellnitz kennengelernt hat. Heirat am 14. August.

Ankauf eines Wohnhauses in München, das sogenannte Kefernest, in unmittelbarer Nähe zum Englischen Garten und Schwabinger Bach gelegen. Zu den Mitbewohnern zählen zeitweise 15 Pfauen, ein Kakadu, zwei Doggen, ein Foxterrier, eine Eidechse, eine Wildgans und eine Landschildkröte.

1912
Reise nach Ägypten mit seiner Frau Grete und dem Maler und Illustrator Richard von Below (1879-1925), in Kairo Zusammentreffen mit Freund:innen, u.a. Ruth Gräfin von Schwerin (1892-1945).

1914
Gulbransson wird Mitglied der Künstlergruppe "Berliner Secession". Im Verlag Georg Müller erscheint „Olaf Gulbransson. 50 unveröffentlichte Zeichnungen“, herausgegeben von dem Kunstkritiker Alfred Mayer (1860-1932). Das Titelblatt ziert das unvergleichliche Alter Ego von Gulbransson, ein Walross mit seinen charakteristischen Gesichtszügen.

1916
Geburt des Sohnes Olaf Andreas (1916-1961), genannt Oleman, der einer der wichtigsten evangelischen Kirchenbauarchitekten der deutschen Nachkriegszeit wird. Umzug nach Berlin.

Vorübergehend wird Gulbransson zum Militär eingezogen und dann im Auswärtigen Amt als Propagandazeichner eingesetzt.

1917
Aufnahme in die Preußische Akademie der Künste in Berlin.

1918
Rückkehr nach München ins Kefernest.

1922
Nach ehelichen Zerwürfnissen zieht Gulbransson mit seinen Freunden Richard von Below und Herbert von Richthofen (1879-1952) auf eine Hütte bei Partenkirchen.

1923
Ernennung zum Professor an der Staatlichen Kunstgewerbeschule München.

Nach der endgültigen Trennung von Grete heiratet Gulbransson am 5. Juni ein drittes Mal. Der 50-jährige schließt die Ehe mit der 22-jährigen Dagny Björnson (1901-1988), eine Enkelin des norwegischen Dichters Björnstjerne Björnson. Sie ist die Tochter von Großkaufmann und Schiffsreeder Einar Björnson (1864-1942) und Elsbeth Langen, Schwester des Verlegers und Gründers des "Simplicissimus" Albert Langen.

1923-27
Zur Finanzierung der Hochzeitsreise nach Norwegen entstehen die Zeichnungen „Berühmte Norweger“ für die Osloer Tageszeitung „Tidens Tegn“. Aus der dreiwöchigen Reise wird ein vierjähriger Aufenthalt. Gulbransson kauft ein Haus in dem kleinen Dorf Lia, oberhalb von Oslo. Der Sohn aus zweiter Ehe wohnt ab 1925 bei ihnen.

1924
Die Berliner Akademie der Künste zeigt Werke von Gulbransson zusammen mit Arbeiten des norwegischen Malers und Grafikers Edvard Munch (1863-1944).

1925
Die Akademie der Bildenden Künste in München ernennt Gulbransson und Edvard Munch zu Ehrenmitgliedern.

1926
Im Berliner Verlag des Kunsthändlers Bruno Cassirer (1972-1941) erscheint das Buch „Däumelieschen und andere Märchen“ von Hans Christian Andersen (1805-1875) mit Illustrationen von Gulbransson.

Beteiligung an der Herbstausstellung der Berliner Akademie der Künste.

1927
Gulbransson reist zusammen mit seiner Frau nach München, um den 60. Geburtstag des Malers und Zeichners Theomas Theodor Heine (1867-1948) zu feiern und kehrt nicht nach Norwegen zurück.

Zwei Jahre lang bewohnt das Ehepaar zusammen mit Sohn Oleman eine Wohnung in der Friedrichstraße 18 in Schwabing.

1929
Gulbransson wird zur Leitung einer Klasse für Zeichnen und Malerei an die Akademie der Bildenden Künste in München berufen. Ankauf des sogenannten Schererhofes, eines 500 Jahre alten Bauernhofs am Südhang der Neureuth oberhalb von Tegernsee.

1932
Am 10. Juli Ernennung zum Ordentlichen Professor als Nachfolger von Franz von Stuck (1863-1928). Er bleibt bis 1943 im Amt. Es ist überliefert, dass er mit seinen Schüler*innen unkonventionell kommunizierte.

Der Begründer des "Kampfbundes für deutsche Kultur" Alfred Rosenberg (1893-1946) protestiert gegen Gulbranssons Berufung im "Völkischen Beobachter", dem Parteiorgan der NSDAP.
1933
Am 10. März verwüstet die SA die Redaktionsräume des "Simplicissimus" in München. Gulbranssons Ausstellung in der Städtischen Galerie (heute Lenbachhaus) wird im August geschlossen, weil er Adolf Hitler verhöhnt habe und städtische Ausstellungsräume nur deutschen Künstlern dienen sollten, heißt es im "Völkischen Beobachter". Gulbransson gehört zu den 45 Unterzeichnern des vom Direktor der Münchner Staatsoper im April initiierten "Protestes der Richard-Wagner-Stadt", der sich gegen Thomas Mann richtet und dazu beiträgt, dass dieser ins Exil flüchtet. Auch sein ehemaliger "Simplicissimus"-Kollege jüdischer Herkunft Thomas Theodor Heine muss Deutschland verlassen. Aus dem Exil heraus macht Heine noch lange seinen Redaktionskollegen Gulbransson dafür mitverantwortlich.

1934
Der mit seiner Professur verbeamtetet Gulbransson wird Mitglied der Reichskulturkammer, des Kontrollorgans für Kulturschaffende im "Dritten Reich" und kann so weiterhin seine Werke auf der "Großen Deutschen Kunstausstellung" ausstellen und für den "Simplicissimus" tätig sein. Er fügt sich den Vorgaben und erkennt die eingeschränkten Handlungsspielräume an. Die Zeitschrift ist damit ein Instrument der Demagogie und die politischen Karikaturen spiegeln ein paranoid verzerrtes Auslandsbild, während die Innenpolitik mit ihren Denunziationen, Pogromen, Massenmorden, Konzentrationslagern und der Weltkrieg keinen Widerhall finden. Die politische Position des Blattes entspricht der NS-Propaganda.

Gulbransson gehört in den Folgejahren zu den hofierten Künstlern des NS-Regimes, wird jedoch nie Parteimitglied der NSDAP. 

Im Verlag von Reinhard Piper erscheint Gulbranssons illustrierte Autobiografie mit dem Titel "Es war einmal" (Neuauflagen 1952 und 1967).

1935
Ausstellungsteilnahme an den Ausstellungen "Münchner Kunst" in der Neuen Pinakothek in München und in der Berliner Akademie der Künste.

1937
Einzelausstellungen in der Kunsthandlung von Günther Franke in München und im Kunsthaus Schaller in Stuttgart.

1938
Einzelausstellungen in den Kunstvereinen von Kassel und Jena sowie der Wiener Kunsthalle.

1939
Das Sprichwörter illustrierende Buch "Sprüche und Wahrheiten" erscheint bei Reclam, später im Langen Müller Verlag (Neuauflagen 1974 und 1978).

1941
Ernennung zum Ehrenmitglied des Vereins Berliner Künstler, Ausstellungsbeteiligungen in dessen Graphischem Kabinett.

"Idyllen und Katastrophen, heitere Bildergeschichten, mit einem Vorwort von Dr. Owlglaß" (eigentlich Hans Erich Blaich, Redakteur des "Simplicissimus"), erscheint im Münchner Piper Verlag (Neuauflagen 1951, 1962 und 1972).

1942
Gulbransson hat Kontakt zu einigen Funktionären des NS-Regimes, darunter ist der später als Hauptkriegsverbrecher verurteilte Generalgouverneur von Polen Hans Frank (1900-1946), der ihm 1942 einen polnischen Zwangsarbeiter für Gartenarbeiten vermittelt. 

Ernennung zum Ehrenmitglied der Wiener Akademie der Künste.

1943
Anlässlich seines 70. Geburtstages werden Gulbransson ein norwegischer Kulturpreis und durch den Münchner NSDAP-Gauleiter Paul Gielser (1895-1945) die Goethemedaille verliehen. Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda und Präsident der Reichskulturkammer Joseph Goebbels (1897-1945) lädt Gulbransson zusammen mit den Zeichnern des "Simplicissimus" nach Berlin ein.

Emeritierung als Professor der Akademie der Bildenden Künste in München.

Geburt der Enkelin Jorun, Tochter von Olaf Andreas und Inger Gulbransson.

1944
Im September stellt der "Simplicissimus" wegen Papiermangel sein Erscheinen ein.

1945
Gulbransson ist vom "Gesetz der Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus" nicht betroffen, muss also kein Spruchkammerverfahren durchlaufen. Er selbst bezeichnet seine zwischen 1933 und 1945 entstandenen Zeichnungen als einer "bald 50 Jahre hindurch deutschen Gesinnung verpflichtend, jedoch nicht aus einer Partei entstammend." Im nachfolgenden Jahrzehnt verlegt er sich auf Porträtzeichnungen und Buchillustrationen. Er lebt weitgehend zurückgezogen auf dem Schererhof.

1949
Geburt des Enkels Jan, Sohn von Inger und Olaf Andreas Gulbransson.

1950
Veröffentlichung von "Lieber Olaf! Liebe Franziska!", ein Briefwechsel mit Bildern zwischen Olaf Gulbransson und seiner Schülerin und Freundin Franziska Bilek (1906-1991) bei Hans Dulk in Hamburg.

Illustrationen für "Auferstehung", ein bayerisches Osterspiel des Mundartdichters Max Dingler (1883-1961), der aufgrund seiner frühen NSDAP-Mitgliedschaft und Beteiligung am Hitler-Putsch sehr umstritten ist.

1953
Erste Retrospektive mit 276 Werken anlässlich seines 80.Geburtstages im Wilhelm Busch Museum in Hannover.

1954
Veröffentlichung von "Und so weiter", dem zweiten Teil von Gulbranssons illustrierter Autobiografie, die seine Münchner Zeit bis zur Eheschließung mit Dagny Björnson beschreibt.

1955
Kunstpreis für Malerei und Grafik der Stadt München. Einzelausstellung mit circa 300 Werken im Münchner Kunstverein. Veröffentlichung von "So siehst du aus" im Friedrich Middelhauve Verlag in Opladen. Gulbransson illustriert hier Verse und Prosa u.a. von Wilhelm Busch, Erich Kästner, Christian Morgenstern, Kurt Tucholsky und Berthold Brecht.

1957
Zu seinem 85. Geburtstag dreht Werner Lütje einen Dokumentarfilm über Olaf Gulbransson, produziert von Ufa Filmkunst. Ausstellung im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum zusammen mit Werken seines Schülers Josef Oberberger (1905-1994).

1958
Veröffentlichung von Karikaturen unter dem Titel "Das auch noch" im Hannoverschen Fackelträger-Verlag.

Olaf Gulbransson Sonderausstellung im Herzoglichen Schloss, Tegernsee.

Am 18. September stirbt Olaf Gulbransson auf dem Schererhof im 86. Lebensjahr. Er wird auf dem Friedhof in Rottach-Egern neben der von seinem Sohn erbauten Kirche beigesetzt.


















©  Andrea Bambi, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, 2021.

Click here for the english version of the biography.


„Fest in der Kontur, 
einfach in der Form, schönheitsgebunden von und in der Linie, logisch in der Übertreibung ist Olaf Gulbransson… Er verachtet die Grimasse, die Zimperlichkeit und besitzt Eleganz, Grazie und Begeisterung für den Ernst der Komik.“

Gunnar Heiberg
„Olaf liebt die Vertiefung in die Sache. 
Wenn er einen Baum zeichnet, so zeichnet er ihn genauso, 
wie er gewachsen ist. 
Jeder Biegung des Stammes, jeder Verästelung der Krone geht er nach. 
Überall entdeckt er Wunder der Linie.“ 

Reinhard Pieper
„Mit Ihrer genialen Zeichnung, lieber Olaf Gulbransson, 
haben Sie mir eine unsagbare Freude gemacht. 
Jawohl, wir spinnen unseren Faden als Konkurrenz der Parzen.Nur, dass es eben unser Faden ist,den wir nicht werden anknüpfen können, wenn er einmal reißt.“ 

Gerhard Hauptmann
„Riese mit Kindergemüt - das ist im Falle dieses Norwegers kein leeres Klischee. Seine kräftige Hand war der haarfeinsten Striche mächtig, 
und seine Porträts sind, bei aller Schärfe der Charakteristik, 
umgeben von einer Aura des zarten Respekts.“ 
Hans Maier
„Die listigen Blicke, mit denen Du Dein Objekt schmunzelnd und sinnend betrachtest, trafen mitten in mein Herz. Ich spürte, dass Du nicht nur ein großer Porträtist bist, sondern beim Zeichnen ein toller Seelen-und Menschenkenner wirst.“ 
Ernst Rowohlt
„Seine Karikaturen haben mir sehr gefallen, 
am meisten freute mich zu sehen, dass er wirklich Humor hat, 
und zwar den allerbesten, 
der tief sitzt und sich mit seiner sonnenwarmen Heiterkeit gibt.“
Ludwig Thoma
„Gulbranssons freie Arbeiten gleichen 
unscheinbaren Melodien – wie sie einer vor sich hinpfeift, 
wenn er mit der Welt und sich in Harmonie lebt.“

Eberhard Hanfstaengl
„Olaf ist ein Wunderkind, 
dem man den Nickel eines Witzes in die Hand drückt - 
 und er macht daraus das Goldstück 
einer genialen Zeichnung.“
Karl Arnold
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